Jod und Jodmangel

Jod ist ein essentielles Spurenelement. Das heißt, der Körper braucht zwar täglich nur geringe Mengen, also Spuren im µg-Bereich, doch diese kann er nicht selbst bilden. Jod muss also über die Nahrung aufgenommen werden. Der Organismus verwendet Jod überwiegend zur Produktion der Schilddrüsenhormone, die z.B. zum Wachstum, zur Entwicklung des Gehirns und für den Energiestoffwechsel verantwortlich sind. Weltweit, schätzt man, leiden etwa 1,8 Milliarden Menschen an Jodmangel und dessen Folgeerkrankungen.1 Die WHO attestiert den Deutschen eine geringe, aber ausreichende Jodversorgung.2 Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) warnt jedoch vor wieder zunehmender Unterversorgung speziell bei Kindern und Schwangeren mit verheerenden Folgen für die Gesundheit nachfolgender Generationen und die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen.3,4 Zur Vorbeugung empfehlen Mediziner und Ernährungswissenschaftler die Verwendung von jodiertem Speisesalz, den regelmäßigen Verzehr von Seefisch und für Kinder, Schwangere und Stillende die Substitution mit Jodtabletten nach ärztlicher Anweisung. 

Funktion im Körper

Aus etwa 80% der täglichen Jodaufnahme produziert der Organismus die lebensnotwendigen Schilddrüsenhormone. Dabei werden für die Bildung von Triiodtyronin (T3) und Tetraiodtyronin (T4 oder Thyronin) drei bzw. vier Jodmoleküle benötigt. 

Um sich vor einem Jodmangel zu schützen, legt sich der Körper einen Jodspeicher von 10-20mg an. Für etwa die Hälfte ist die Schilddrüse Speicherort; 25% werden in den Muskeln, der Rest in verschiedenen Körperbestandteilen gespeichert.

Daneben hat Jod Einfluss:

  • auf die Lockerung von Bindegewebe
  • auf die Wundheilung
  • auf Augenbestandteile wie Glaskörper, Linse oder Hornhaut
  • bei Arteriosklerose
  • bei Arthrose

Außerdem hemmt Jod als Fänger von sogenannten freien Radikalen deren Auswirkung auf alle degenerativen Erkrankungen. 

Bis heute ist noch nicht vollkommen erforscht, wie Jod genau im Einzelnen wirkt, in welchen Formen Jod im Körper vorliegt oder sein Transport abläuft

Jodmangel

Jodmangel ist ein weltweites Problem. Afrika, Asien und Lateinamerika sind am meisten und schlimmsten davon betroffen. Aber auch in Europa treten immer noch Kropfbildungen aufgrund einer Jodunterversorgung auf.

Ursachen

Zu einem Jodmangel kommt es immer dann, wenn dem Organismus über eine längere Zeit zu wenig Jod mit Essen und Trinken zugeführt wird.
Da Jod aus mitteleuropäischen Böden im Laufe der Zeit fast vollkommen ausgewaschen wurde, sind unsere pflanzlichen Lebensmittel grundsätzlich eher arm an Jod. Eine ausreichende Jodaufnahme allein mit unseren landwirtschaftlichen Lebensmitteln ist daher kaum möglich.

Jodmangel kommt im süddeutschen Raum häufiger vor als in Küstennähe, was an dem regional unterschiedlich hohen Angebot und Verzehr von Seefisch und Meeresfrüchten liegt.5 

Auch bei vegetarischer beziehungsweise veganer Ernährung besteht die erhöhte Gefahr einer Jodunterversorgung, da Vegetarier den Verzehr von Fleisch, Wurst und teilweise Fisch grundsätzlich ablehnen. Werden wie bei veganer Ernährung auch Milch, -produkte und Eier ausgeschlossen, verbleiben nur die ohnehin jodarmen pflanzlichen Produkte als Jodlieferanten. 

Daneben können: 

  • Umwelteinflüsse wie Rauchen
  • Nahrungsmittel, die Thiocyanat enthalten oder bei deren Verstoffwechslung Thiocyanat
    entsteht wie Mais, Hirse, Rettich oder Kohl
  • ein Mangel an Eisen, Selen oder Zink

die Jodaufnahme und/oder die Bildung der Schilddrüsenhormone behindern oder hemmen. Ein gesundheitliches Risiko daraus ergibt sich aber nur, wenn die Jodaufnahme gleichzeitig weit unter dem Bedarf liegt.

Symptome eines Jodmangels

Auswirkungen einer Jodunterversorgung spüren Sie erst nach einer längeren Mangelphase, wenn auch die Jodspeicher aufgebraucht sind. Erste Anzeichen können

  • Müdigkeit, 
  • Antriebsschwäche 
  • trockene Haut

sein.

Auf einen anhaltenden Jodmangel reagiert die Schilddrüse. 

1. Sie kann nicht mehr genügend Hormone bilden. Es kommt zu einer Hypothyreose. Das
Krankheitsbild einer Schilddrüsenunterfunktion äußert sich in

  • erhöhter Infektanfälligkeit
  • eingeschränkter körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeiten
  • Veränderungen bei Haaren und Haut 

2. Die Schilddrüse beginnt ein krankhaftes Wachstum, um die Hormonmangelproduktion
auszugleichen. Es entsteht eine sogenannte Struma, auch Kropf genannt. Dieser ist für die 
Betroffenen nicht nur kosmetisch ein Problem. Je nach Größe kann eine Struma auf die Speise- 
und Luftröhre drücken und so zu

  • Schluckbeschwerden
  • Atemnot
  • einem Gefühl der Beklemmung

führen. 

Auch Gewebeveränderungen und Knotenbildungen innerhalb der Schilddrüse sind Symptome 
eines langanhaltenden Jodmangels.

Bei Kindern und Jugendlichen sind entweder:

  • Lustlosigkeit
  • ständige Müdigkeit
  • Konzentrationsschwäche und daraus resultierend ein Leistungsabfall in der Schule
  • gesteigerte Aktivität
  • erhöhte Nervosität

nicht selten Hinweise auf Schilddrüsenprobleme.
Im schlimmsten Fall können Schilddrüsenerkrankungen sogar zu Einschränkungen in der körperlichen und geistigen Entwicklung führen.

Jodmangel behandeln und vorbeugen

Zur Prophylaxe der Bevölkerung werden in Deutschland Futtermittel für Nutztiere und Kochsalz industriell mit Jod angereichert.

Selbstbehandlung

Verwenden Sie deshalb immer Jodspeisesalz. Achten Sie auch darauf, dass Fertig- und Halbfertigprodukte, die Sie in Ihren Speiseplan aufnehmen, mit jodiertem Salz hergestellt wurden. Gerade in neuerer Zeit verzichten Nahrungsmittelhersteller aus Kostengründen zunehmend auf Jodsalz.

Die DGE rät: Essen Sie zweimal pro Woche eine Seefischmahlzeit und Sie können sicher sein, ausreichend Jod aufzunehmen. 

So es Ihnen möglich ist, nutzen Sie Spaziergänge in jodhaltiger Meeresluft zum Aufbau Ihrer Jodreserven.

Jodtabletten

Liegt bereits ein Jodmangel vor, kann allein mit Nahrungsmitteln kein Ausgleich mehr erzielt werden. 

Hier empfiehlt sich die Einnahme von Jodtabletten, die in unterschiedlichen Packungsgrößen in Apotheken und Drogeriemärkten zu finden sind. Erhältlich sind

  • reine Jod-Präparate in Dosierungen von 100µg bis 200µg Kaliumiodid 
  • Fischölkapseln
  • Multivitamin- und Mineralstoffpräparate, die nur geringe Mengen Jod enthalten.

Für Schwangere und Neugeborene wird Jod in Verbindung mit Folsäure angeboten.

Überdosierung

Die WHO spricht von einer Überdosierung bei einer täglichen Jodaufnahme von mehr als 1000µg. Die DGE setzt die Grenze bereits bei 500µg fest.

Eine Überdosierung ist allein über Essen und Trinken nicht möglich. 

Gefahr droht bei 

  • der Verwendung von Meeresalgenpräparaten, 
  • dem Einsatz von jodhaltigen Kontrastmitteln 
  • der Einnahme von Jodtabletten bei vorliegender Schilddrüsenüberfunktion
  • einer Jodallergie.

Täglicher Bedarf

Die DGE empfiehlt:

Säuglinge

0 bis unter 4 Monate: etwa 40µg 
4 bis 12 Monate: 80µg 

Kinder 

1 bis unter 4 Jahre: 100µg
4 bis unter 7 Jahre: 120µg
7 bis unter 10 Jahre: 140µg
10 bis unter 13 Jahre: 180µg
13 bis unter 15 Jahre: 200µg

Jugendliche und Erwachsene

15 bis unter 51 Jahre: 200µg
51 Jahre und älter: 180µg

Schwangere und Stillende

Schwangere: 230µg 
Stillende: 260µg

Passende Produkte

Kapseln Jod 250 Kapseln
Tabletten JODID 200 HEXAL Tabletten
Konzentrat Flüssiges Ionisches Ultra-Konzentriertes Jod

Risikogruppen Jod-Mangel

RisikogruppeBeschreibung
Vegetarier & Veganer

Vegetarische Ernährungsformen lehnen tierische Fleisch- und Fischprodukte als Jodlieferanten ganz oder teilweise ab, können den Bedarf jedoch aus anderen tierischen Erzeugnissen wie Milch(produkte) oder Eier beziehen. Dennoch sollten Vegetarier darauf achten, eine regelmäßige und ausreichende Versorgung sicherzustellen. Veganer sind hingegen einem erhöhten Risiko ausgesetzt, da rein pflanzliche Lebensmittel nur geringe Mengen Jod enthalten.

Kinder und Jugendliche

Bei Kindern steigern Wachstumsschübe den Bedarf. Jodmangel führt zu Konzentrations- und Leistungsschwäche.6 

Senioren

Häufig führen gesundheitliche Einschränkungen und sich ändernde persönliche Lebenssituationen bei Senioren zu eher einseitiger Nahrungsmittelauswahl. Deshalb ist es für ältere Menschen schwer, sich ausreichend mit Jod zu versorgen, auch wenn sich aus zunehmendem Alter selbst kein Risiko ergibt.

Sonstige

Föten
Bereits ab etwa der zwölften Schwangerschaftswoche beginnt die Schilddrüse der Föten mit der Produktion von Schilddrüsenhormonen. Das dafür notwendige Jod muss die Schwangere zur Verfügung stellen. 

Jod findet Anwendung bei

AnwendungsgebietBeschreibung
Wundheilung

Langfristig und wiederholt kommt Povidon-Jod in der Wundbehandlung bei Schnitt- und Schürfwunden, Verbrennungen, Hautinfektionen und -erkrankungen zum Einsatz.

 
Desinfektion

Einmalig auf der unverletzten Haut aufgetragen wirkt Povidon-Jod& antiseptisch.
Es wird zur flächenmäßig begrenzten Desinfektion vor Operationen, Blutentnahmen, Biopsien, Injektionen oder bei angegriffenem Immunsystem vor medizinischen Eingriffen im Mund eingesetzt. 

Povidon-Jod kann auch langfristig zur Händedesinfektion angewendet werden.

 
Strahlung

Da die Schilddrüse nicht zwischen "gutem" und "schlechtem" Jod unterscheiden kann, schützt die hochkonzentrierte Aufnahme von Kaliumjod vor der Einlagerung von nach einem Supergau in der Luft befindlichem radioaktiven Jod in die Schilddrüse, das zu Autoimmunerkrankungen oder Krebs führen kann.

 

Lebensmittel die Jod enthalten:

LebensmittelMenge/Einheit pro 100g
Hafer8.00 mcg
Gerste7.00 mcg
Roggen7.00 mcg
Weizen7.00 mcg
Haferflocken (Vollkorn)5.00 mcg
Hirse3.00 mcg
Mais3.00 mcg
Weizenbrötchen (Semmeln)2.00 mcg
Reis (Naturreis)2.00 mcg
Reis (poliert)2.00 mcg

Häufige Fragen und wissenswertes

Was verschlechtert die Aufnahme

Da Jod über das Essen aufgenommen wird, verschlechtert sich die Jodaufnahme immer dann, wenn die Verdauung gestört ist, zum Beispiel bei Durchfall. 

Nikotinmissbrauch, mit dem Essen aufgenommenes Thiocyanat oder ein Eisen-, Selen- oder Zinkmangel können die Jodaufnahme verringern und die Bildung von Schilddrüsenhormonen hemmen.

Soja hemmt die Produktion von Schilddrüsenhormonen, hat aber keinen Einfluss auf die Aufnahme von Jod.

Jod in der Schwangerschaft

Ein Jodmangel hat in der Schwangerschaft Auswirkungen auf Mutter und Kind. 

Werdende Mütter haben von Natur aus einen erhöhten Grundumsatz, das heißt, ihr eigener Jodbedarf ist erhöht. Deshalb kommt es während einer Schwangerschaft häufig zu einer Jodunterversorgung und damit zu Schilddrüsenfehlfunktionen. Bei schon bestehender Unterversorgung mit Jod verstärkt sich der Mangel während der Schwangerschaft, sodass sich latente Schilddrüsenerkrankungen  manifestieren bzw. manifeste sich verschlechtern können. 

Das heranwachsende Kind ist auf eine ausreichende Jodversorgung durch die Mutter angewiesen. Spätestens ab der zwölften Schwangerschaftswoche nimmt die Schilddrüse des Föten ihre Hormonproduktion auf. Die Hormone werden für die körperlich und geistige Entwicklung benötigt. Mangelsituationen haben daher Auswirkungen auf die körperlich-geistige Entwicklung. Im schlimmsten Fall tritt Kretinismus auf mit sichtbaren Merkmalen wie Kleinwuchs, aufgestülpter Nase, dicker Zunge und kurzen Fingern sowie einer irreversiblen, zurückgebliebenen geistigen Entwicklung.

Schwangere und Stillende sollten deshalb nach Rücksprache mit ihrem Arzt ihre Jodaufnahme mit Tabletten unterstützen.

Jodsalbe

Eine jodhaltige Salbe gehört in jede Hausapotheke. Sie sind rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Jodsalben können Sie längerfristig und mehrfach zur Behandlung von Wunden aller Art, bei Hautinfektionen und -erkrankungen auftragen. 

Jod bei Schilddrüsenunterfunktion, Schilddrüsenüberfunktion, Hashimoto

Bei Schilddrüsenunterfunktion und/oder Struma kombinieren Ärzte die Jodsubstitution häufig mit Schilddrüsenhormonpräparaten, um dem Mangel schnell abzuhelfen. Bei Einnahme von Schilddrüsenhormonen klären Sie mit Ihren behandelnden Arzt, ob Jodtabletten in Ihrem Fall anzuraten sind.

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion oder Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto brauchen Sie bei Ihrer Lebensmittelauswahl nicht auf den Jodanteil zu achten. Allerdings ist eine Jodsubstitution durch Tabletten hier kontraindiziert.

Quellen

1 Burgerstein, U., Schurgast, H, Zimmermann, M: Handbuch Nährstoffe - Vorbeugen und heilen durch ausgewogene Ernährung (2012), Trias Verlag (12. Auflage), Seite 218
2 http://jodmangel.de/broschuerenbestellung/pdf/Fachbroschuere_Jodmangel.pdf, Seite 5
3 Presseinformation: Presse, DGE aktuell 01/2013 vom 29. Januar
4 http://www.onmeda.de/naehrstoffe/jod-jodmangel-2280-6.html
5 http://symptomat.de/Jodmangel
6 http://jodmangel.de/ausreichende-jodversorgung/kinder/