L-Carnitin & L-Carnitin-Mangel
Carnitin ist eine schwefelhaltige, aminosäurenähnliche Substanz, die sowohl mit der Nahrung aufgenommen wird, als auch vom Körper selbst hergestellt werden kann. Für die körpereigene Synthese von Carnitin werden die essentiellen Aminosäuren Lysin und Methionin benötigt. Da der Körper diese Bausteine für Carnitin nicht selbst synthetisieren kann, ist der Körper auf eine ausreichende Zufur von Lysin und Methionin durch die Nahrung oder entsprechende Nahrungsergänzungsmittel angewiesen, um die Produktion von Carnitin sicherzustellen. Neben den genannten Aminosäuren fungieren Vitamin C, Eisen, sowie Vitamine des B-Komplexes als Co-Faktoren bei der Herstellung von Carnitin. Werden dem Körper die benötigten Stoffe nicht regelmäßig in ausreichender Menge zugeführt, kann es zum Carnitin-Mangel kommen. Carnitin ist im Körper an einigen Prozessen beteiligt und vor allem für die Zellgesundheit und den Energiestoffwechsel von Bedeutung. In Sportlerkreisen ist Carnitin aufgrund seiner leistungssteigernden Wirkung als Nahrungsergänzungsmittel bekannt.
Funktion im Körper
Im Körper ist Carnitin an folgenden Prozessen beteiligt:
- Zellschutz / antioxidative Wirkung
- Energieversorgung der Zellen
- Entgiftung, z.B. von Acylresten und anderen Stoffwechselabbauprodukten
- Unterstützung des Immunsystems
L-Carnitin-Mangel
Durch den Verzehr von einer ausgewogenen Mischkost wird der Bedarf an Carnitin, welches hauptsächlich in tierischen Produkten vorkommt, in der Regel gedeckt. Problematisch kann die Versorgung bei Vegetariern und Veganern sein. Hinzu kommt, dass der Bedarf unter bestimmten Umständen erhöht ist, so etwa bei Patienten mit regelmäßiger Dialyse.
Ursachen
Neben einer mangelhaften Zufuhr, etwa durch den Verzicht auf tierische Produkte, kommen weitere Faktoren als Ursachen für einen Carnitin-Mangel infrage. Ein Eisen-, Vitamin-C-Mangel, sowie eine Unterversorgung mit B-Vitaminen können zu einem Carnitin-Mangel beitragen. Die mangelhafte Zufuhr von Lysin und Methionin kann ebenfalls zum Carnitin-Mangel führen. Außerdem ist der Bedarf bei Krebs- und Dialysepatienten erhöht. Womöglich benötigt der Körper auch während der Schwangerschaft mehr Carnitin. Wird dieser Mehrbedarf nicht durch die Nahrung gedeckt, kann es mitunter zum Carnitin-Mangel kommen.
Symptome eines L-Carnitin-Mangels
Folgende Symptome können auf einen Carnitin-Mangel hindeuten:
- Reizbarkeit und Konzentrationsstörungen
- Abgeschlagenheit
- Infektanfälligkeit
- gestörte Wundheilung
- Gewichtszunahme
L-Carnitin-Mangel behandeln und vorbeugen
Eine ausgewogene Ernährung mit Mischkost genügt in der Regel, um einem Carnitin-Mangel vorzubeugen. Vegetarier und Veganer, die häufig auch zu wenig Lysin mit der Nahrung aufnehmen, müssen gegebenenfalls Carnitin supplementieren. Bei Verdacht auf einen Carnitin-Mangel sollte ein Arzt aufgesucht werden, der zudem andere Mängel wie etwa einen Niacin- oder Eisen-Mangel abklären wird.
Selbstbehandlung
Bei Verdacht auf einen Carnitin-Mangel genügt meist schon eine geringfügige Ernährungsanpassung. Ein ausgewogener Speiseplan mit frischem Obst und Gemüse, sowie mit regelmäßig Fleisch- oder Fischprodukten liefert dem Körper ausreichend Carnitin und die benötigten Bausteine für die körpereigene Synthese. In Absprache mit dem behandelnden Arzt kann im Bedarfsfall, etwa bei Vegetariern und Veganern, die Einnahme eines passenden Nahrungsergänzungsmittels erwogen werden.
Überdosierung
Langfristige Carnitineinnahmen, etwa bei Leistungssportlern, können kontraproduktiv auf die körpereigene Carnitinsynthese wirken. Daher werden Einnahmepausen in regelmäßigen Abständen empfohlen. Kurzfristig hohe Dosen Carnitin können zu unangenehmen Nebenwirkungen wie Blähungen und Durchfall führen.
Täglicher Bedarf
Bisher hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) keine Referenzwerte für die tägliche Zufuhr von Carnitin herausgegeben. Für therapeutische Zwecke hat sich eine Gabe von zwei bis drei Gramm Carnitin am Tag bewährt. Idealerweise wird diese Gesamttagesdosis auf mehrere Einheiten aufgeteilt.
Passende Produkte
Pulver | L-Carnitin 750g Pulver |
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Kapseln | L-Carnitin 100 Kapseln |
Ampullen | L-Carnitin, 20 Ampullen |
Risikogruppen L-Carnitin-Mangel
Risikogruppe | Beschreibung |
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Schwangere & Stillende | Möglicherweise ist der Bedarf während der Schwangerschaft und Stillzeit erhöht, wodurch dem Körper mehr Carnitin zugeführt werden muss, damit es nicht zum Mangel kommt. Carnitin ist wichtig für eine gesunde Entwicklung des Embryos und vor allem für die Lungen- und Herzfunktion relevant. Während Muttermilch zu Beginn relativ viel Carnitin (ca. 50-90µMol /l = 10-15 mg/l) enthält, geht diese Konzentration innerhalb eines Monats zurück. Babynahrung und Folgemilch wird daher nach gesetzlich geregelter Vorgabe mitunter Carnitin zugeführt, damit Säuglingsanfangsnahrung mindestens 7,5 µMol/100kcal Carnitin enthält. |
Vegetarier & Veganer | Carnitin kommt hauptsächlich in Fleischprodukten vor. Daneben enthalten Milchprodukte, Eier und Pilze geringe Mengen Carnitin. Bei einer streng pflanzlichen Ernährungsweise ist ein Carnitin-Mangel nicht ausgeschlossen. |
Sonstige | Mangelernährung Patienten mit Nierenerkrankungen |
L-Carnitin findet Anwendung bei
Anwendungsgebiet | Beschreibung |
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Abnehmen | In Kombination mit sportlicher Betätigung kann Carnitin die Fettverbrennung steigern. Dadurch kann Carnitin zum Gewichtsmanagement eingesetzt werden. |
Krebs | In einer Studie der Universität Greifswald aus dem Jahr 2012 konnte gezeigt werden, dass eine relativ hohe tägliche Einnahme von vier Gramm Carnitin den gefährlichen Gewichtsverlust bei fortgeschrittenem Bauchspeicheldrüsenkrebs aufhalten kann. Dadurch konnte die Lebenszeit der Patienten verlängert werden. |
Herzprobleme | Carnitin wird aufgrund seiner Bedeutung für die Energieversorgung der Muskeln auch zur Therapie von Herzerkrankungen eingesetzt. Nach Herzinfarkt, Angina pectoris und bei Kardiomyopathie kann die zusätzliche Gabe von Carnitin förderlich auf den Herzmuskel wirken. Aufgrund seiner durchblutungsfördernden Wirkung ist die Therapie mit Carnitin außerdem für Krankheiten wie Arteriosklerose und Typ-2-Diabetes interessant. |
Diabetes | Diabetiker weisen häufig eine geringe Carnitinkonzentration im Blut auf. Die therapeutische Gabe von Carnitin wirkt offenbar blutzuckerregulierend und reduziert die Insulinresistenz. Daneben kann Carnitin gegen weitere Symptome wie etwa Herzklopfen bei Diabetikern helfen, indem es die Cholesterinwerte senkt und die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol verringert. |
Kinderwunsch | Carnitin vermag nicht nur die Ejakulatmenge zu steigern, sondern trägt auch zu mehr Beweglichkeit und Ausdauer der Spermien bei, wodurch die Fruchtbarkeit des Mannes gesteigert werden kann. |
Lebererkrankungen | Carnitin unterstützt verschiedene Entgiftungsprozesse der Leber (Alkohol und Ammonium) und hilft den Fettanteil der Leber zu reduzieren. |
Nierenprobleme | Da Carnitin eine wasserlösliche Substanz ist, kommt es bei der Dialyse zu einem starken Carnitinverlust durch die Blutwäsche. Der Verlust kann mithilfe von Supplementen ausgeglichen werden. |
Regeneration | Zusätzliche Gaben von Carnitin in Höhe von ein bis drei Gramm und höher regen die Durchblutung bei Leistungssportlern an, wodurch die sportliche Leistungsfähigkeit erhöht werden kann. Gleichzeitig kommt es zu weniger Muskelschäden und die Regenerationszeit verkürzt sich. Carnitinsupplemente können bei Laiensportlern helfen, einen Muskelkater zu verhindern. |
Alzheimer | Aufgrund seiner antioxidativen Wirkung spielt Carnitin eine Rolle beim Zellschutz. Carnitin kann daher alternde Nervenzellen vor dem Tod schützen. Wegen seiner durchblutungssteigernden Wirkung wird die Energieversorgung des Hirns verbessert, wodurch das Voranschreiten von Krankheiten wie Demenz und Alzheimer verlangsamt werden kann. |
Häufige Fragen und wissenswertes
Was verbessert die Aufnahme von L-Carnitin?
Da Insulin für die Verstoffwechslung von Carnitin benötigt wird, verbessert die gleichzeitige Zufuhr von Kohlenhydraten die Carnitinaufnahme. Außerdem ist eine ausreichende Nährstoffversorgung wichtig für die Carnitinsynthese. Der Körper benötigt Lysin, Methionin, Vitamin B3, Vitamin B6, Vitamin C und Eisen, um Carnitin herstellen zu können.
Was verschlechtert die Aufnahme von L-Carnitin?
Nährstoffmängel, vor allem ein Mangel an Lysin, Methionin, Vitamin B3, Vitamin B6, Vitamin C oder Eisen verschlechtert die Carnitinaufnahme. Außerdem sorgen Leber- und Nierenerkrankungen für Störungen bei der Speicherung und Synthese von Carnitin.
L-Carnitin Nebenwirkungen
Die dauerhafte Einnahme von Carnitinsupplementen kann zu einer verminderten körpereigenen Synthese des Stoffs führen. Daher sind regelmäßig Einnahmepausen einzulegen. Durch kurzfristige Überdosierungen kann es zu Nebenwirkungen wie Blähungen oder Durchfall kommen.
L-Carnitin Liquid
Da Carnitin wasserlöslich ist, wird es zur besseren Aufnahme auch als Liquid, also in flüssiger Form, angeboten. Jedoch weisen diese Produkte nur eine geringe Haltbarkeit auf und sind verhältnismäßig teuer.
L-Carnitin Einnahme
Carnitin sollte stets mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden. Kapseln oder Pulver bieten sich an. Bei Pulvern muss man selbst Sorge tragen, das Präparat nicht zu überdosieren.
L-Carnitin Dosierung
Tägliche Dosen zwischen ein und drei Gramm Carnitin gelten als empfehlenswert. Dabei sollte die Gesamttagesdosis auf mehrere Einheiten aufgeteilt werden. Leistungssportler können mitunter auch höhere Dosen benötigen
Quellen
- Burgerstein, U., Schurgast, H, Zimmermann, M: Handbuch Nährstoffe - Vorbeugen und heilen durch ausgewogene Ernährung (2012), Trias Verlag (12. Auflage)
- http://www.spektrum.de/lexikon/ernaehrung/aminosaeuren/392
- http://www.orthoknowledge.eu/l-carnitin/
- Richtlinie Nr. 91/321/EWG der Kommission über Säuglingsnahrung und Folgenahrung vom 14.05.1991, Anhang 1
- Kraft M et al. L-Carnitine-supplementation in advanced pancreatic cancer (CARPAN) - a randomized multicentre trial In: Nutrition Journal (Nutr J). PMID 22824168 (2012)
- Müller, D.M., Seim, H., Kiess, W., Löster, H. & Richter, T. (2002) Effects of Oral l-Carnitine Supplementation on In Vivo Long-Chain Fatty Acid Oxidation in Healthy Adults Metabolism, Volume 51, issue 11, (pp. 1389-1391)